Das Dorf Schenklengsfeld (auf Platt: Laenscheld) im Kreis Hersfeld-Rotenburg (Hessen) bildete schon seit sehr langer Zeit den Mittelpunkt im (ehemaligen) Landecker Amt. Damit waren die Dörfer der Region um den Landecker Berg (511m) in der nördlichen Kuppenrhön gemeint:

Dörfer des Landecker Amts (rot)

Abb. 1: Die Dörfer des ehemaligen Landecker Amts (in Rot) und Einflussbereich des Laenschelder Platts (gelblich)


Kommuniziert wurde im örtlichen Dialekt, dem Laenschelder Platt, der sich dank der wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen dem Kernort und den umliegenden Dörfern im ganzen Amt ausbreiten konnte. So schreibt Lothar Martin über die Mundartlandschaft der mittleren Fulda [1], dass das Platt in den Dörfern des Amtes sehr homogen ausgeprägt sei: Es handele sich nur um Sprachgrenzen sechsten Grades, während es im Westen zum Haune- und Fuldatal, sowie nach Norden zum Seulingswald eine Grenze zweiten Grades gebe. Auch nach Osten zum Werratal bestehen Grenzen zweiten oder dritten Grades, wobei die Dörfer auf der östlichen Landecker Hochebene (Lautenhausen, Hillartshausen, Gethsemane) noch vom Laenschelder Platt beeinflusst werden. Natürlich spricht man in Hilmes das Helmeser Platt und in Ransbach das Ronsbicher Platt, denn minimale Unterschiede kann man von einem Ort zum nächsten durchaus heraushören. Daher ist übergreifend auch die Bezeichnung "Lannaecker Platt" (Landecker Platt) für den Dialekt dieser Region gebräuchlich [3].

Worin unterscheidet sich nun das Platt rund um den Landecker von den Dialekten der Umgebung? Nach L. Martin [1] sind es zwei Alleinstellungsmerkmale: 1. Der n-Abfall bei vielen einsilbigen Substantiven: Boah (Bahn), droah (dran), Zoah (Zahn), Wie (Wein) und 2. Die kurz ausgesprochenen Diphtonge oa - vor ch mit dem ich-Laut: Noaicht (Nacht), gedoaicht (gedacht) bzw. mit auslautendem -n: Koan (Korn). Damit wird der Übergang zum südlichen Hünfelder Sprachraum fließend [1]. Zudem beginnen alle Fragewörter (wie auch im Rhöner Platt) mit b: bo (wo?), baeh (wer?), boass? (was?), biller? (welcher?).

Heute ist das Landecker Amt nicht mehr existent, doch der Begriff hat sich bis in unsere Tage erhalten und mit der Gemeindereform von 1972 haben sich die meisten Dörfer zur Gemeinde Schenklengsfeld zusammengeschlossen. Das Laenschelder Platt kann man gelegentlich noch hören und auf den folgenden Seiten finden Sie weitere Informationen zur Aussprache und Grammatik dieser eigentümlichen Sprache.



Literatur:

[1] Lothar Martin; Die Mundartlandschaft der mittleren Fulda (Deutsche Dialektgeographie, Heft 44); Marburg 1957

[3] Deef eß daer Boenn; Landfrauenverein "Landecker Amt" (Hrsg.), Bad Hersfeld/ Schenklengsfeld, 2005


Letzte Aktualisierung: Juli 2021; © H.Daube