Zur Aussprache:
Neben den im Hochdeutschen vorkommenden Kurzvokalen a e=ä i o u wird auch ein offenes ä gesprochen,
das etwa wie englisch
fat oder
man klingt.
Es wird als -ae- geschrieben. Die kurzen Umlaute ö und ü sind unbekannt.
Die Langvokale a e i o u ä werden auch im Laenschelder Platt gesprochen. Hinzu kommt das lange,
offene o, das man wie englisch walk oder before
spricht. Es wird -oa- geschrieben. Die langen Umlaute ö und ü werden nicht gesprochen.
Das Laenschelder Platt ist reich an Diphthongen
(Doppelvokalen), die in folgender Tabelle zusammengefasst werden:
Zur Rechtschreibung: Die Rechtschreibung
ist nicht normiert und lehnt sich an die Schreibung im Mundart-Wörterbuch von [3] an.
Dabei wurden einige Vereinfachungen berücksichtigt. Es gilt wie in der hochdeutschen Schreibung:
Zwei Konsonanten folgen einem kurzen Vokal, ein Konsonant einem langen Vokal. Vokalverdopplung
oder Dehnungs-h können auftreten und zeigen einen Langvokal an. Der Buchstabe ß erscheint nur nach langen Vokalen
oder nach Doppelvokalen. Ein Vokal am Ende einsilbiger Wörter ist immer lang zu
sprechen: zo (geschlossen), hae (er) .
Ausnahme ist das e, das kurz und unbetont wie in Name gesprochen wird: se (zu),
me (man). Deshalb erhalten die folgenden Wörter ein Dehnung-h, weil der Vokal lang gesprochen wird: beh?
(wie?), deh (die), heh
(hier) Zur Grammatik: Hier beschränke ich mich auf die wesentlichen
Unterschiede zum Hochdeutschen. Artikel -
Im Hochdeutschen stimmt der unbestimmte Artikel männlich (ein) mit
dem sächlichen (ein) überein. Im Laenschelder Platt dagegen stimmt der weibliche Artikel (eine) mit dem sächlichen überein.
Gleiches gilt für den negativen Artikel (kein/keine): Innerhalb eines Satzes werden die unbestimmten Artikel enn
und ei normalerweise zu 'n und e
(unbetont, wie hochdeutsch Name). Verben - Konjugation Die erste Person Singular ist immer ohne Endung. Die erste und dritte Person Plural enden
normalerweise auf -e, nach Vokal oder vokalisiertem R auf -n. Vokalwechsel tritt normalerweise nur in der zweiten und dritten
Person Singular auf. Einige Beispiele: Das Anredepronomen der Höflichkeitsform ist immer die zweite Person Plural:
geschrieben
entspricht Hochdeutsch
Beispiel:
ei
ai / ei
Gemei (Gemeinde)
oi
eu / äu
Hoind (Hund)
au
au
Auwe (Augen)
äi
Däink (Ding)
oe
moenn (morgen)
ou
Sou (Schwein)
oa
Hoar (Haare)
oai
Noaicht (Nacht)
Das nachfolgende -i- bei -oai- zeigt den Ich-Laut an.
Artikel:
männlich
weiblich
sächlich
Plural
bestimmt
daeh
deh
doas
deh
unbestimmt
enn
ei
ei
-
negativ
kenn
kei
kei
kei
(Person):
(wohnen)
(essen)
(nehmen)
(bleiben)
(stoßen)
(stehen)
(sagen)
ich
wohn
aess
namm
blie
stoss
steh
soar
dou
wohnst
isst
nemmst
bliest
stisst
stisst
särst
hae,säi, es
wohnt
isst
nemmt
bliet
stisst
stitt
särt
mäi
wohne
aesse
namme
blien
stosse
stenn
soarn
äi
wohnt
aesst
nammt
bliet
stosst
stett
soart
säi
wohne
aesse
namme
blien
stosse
stenn
soarn
Bohae säid Äi? (Woher sind Sie?)
Die Hilfs- und Modalverben werden wie folgt konjugiert:
(Person) | (sein) | (haben) | (werden) | (können) | (müssen) | (sollen) | (dürfen) | (wollen) | (möchten) |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
ich | bin | honn | waer | koann | moss | soll | daeff | well | mecht |
dou | bist | host | waerst | koannst | mosst | sost | daeffst | west | mechst |
hae,säi,es | ess | hoat | wärd | koann | moss | soll | daeff | well | mecht |
mäi | senn | hoann | waenn | koanne | mosse | solle | daeffe | wunn | mechte |
äi | säid | hoat | waedd | koannt | mott | sollt | daefft | wullt | mecht |
säi | säin | hoann | waenn | koanne | mosse | solle | daeffe | wunn | mechte |
Man beachte die fett hervorgehobenen Unregelmäßigkeiten.
Hauptwörter - Deklination
Es existieren nur Nominativ, Akkusativ (nur schwach ausgeprägt) und Dativ. Der Genitiv wird durch Präposition + Dativ ersetzt.
Adjektive - Deklination und Steigerung
Deklination: (noch zu ergänzen)
Gleichheit und Steigerung werden in jedem Falle mit beh (wie) gebildet:
Dou bist genau so groß beh dinne Schwaester.
Dinn Voare ess grisser beh dinne Modder.
Fragen
Alle Fragepronomen und Fragewörter beginnen mit dem Buchstaben B:
off Hochditsch | off Platt | off Hochditsch | off Platt |
---|---|---|---|
Wer | Bae | Wie alt | Beh aalt |
Wie | Beh | Wie viel(e) | Beh vill(e) |
Wo | Bo | Woher | Bohae |
Was | Boass | Wohin | Bohin |
Warum | Borem | Welche | Bille |
Plural - Typische Pluralendungen sind -e oder -er. Sehr häufig tritt aber Vokalwechsel bei der Pluralbildung ein. Hier einige Beispiele:
Pluralbildung: | Singular | Plural | Hochdeutsch |
---|---|---|---|
Plural-e | deh Dier
deh Uhr |
deh Diere
deh Uhre |
(Tür / Türen)
(Uhr / Uhren) |
Plural-er | doas Huus | deh Hisser | (Haus / Häuser) |
Konsonantenwechsel | daeh Doag | deh Doahr | (Tag / Tage) |
Vokalwechsel | deh Koh
deh Woescht doas Käind daeh Kopp |
deh Keh
deh Werscht deh Keng deh Kepp |
(Kuh / Kühe)
(Wurst / Würste) (Kind /Kinder) (Kopf / Köpfe) |
Präpositionen - Auffälligste Eigenart des Laenschelder Platt ist die Verwendung der Präposition bei + Akkusativ auf die Frage wohin? Hier zwei Beispiele:
Bohin gitt äi? - Mäi genn bäin Noachber. (Wohin geht Ihr? - Wir gehen zum Nachbarn)
Komm e moa bäi mich. (Komm einmal zu mir)
Wer zum Rathaus möchte, der geht bei uns "auf die Gemeinde":
Ich moss off deh Gemei.
Zahlwörter - Deklination
Auch das Zahlwort zwei wird dekliniert!
(m) zwä Manner (w) zwo Wieber (s) zwae Maeje
Also: In daeh Stuh stenn vier Steel, zwä Desch, zwae Schesslong onn off'm Desch läin zwo Uhre.
(Im Zimmer stehen vier Stühle, zwei Tische, zwei Sofas und auf dem Tisch liegen zwei Uhren.)
Satzbau - Inversion
Eine weitere Eigenart des Laenschelder Platt ist die Inversion des Hilfsverbs haben beim Auftreten von drei Verben in Reihenfolge:
Ich wäiß nett, beh hae doas wisse hoat koann.
(Ich weiß nicht, wie er das hat wissen können).
Literatur:
[3] Deef eß daer Boenn; Landfrauenverein "Landecker Amt" (Hrsg.), Bad Hersfeld/ Schenklengsfeld, 2005
[4] Hans Friebertshäuser; Die Mundarten in Hessen; Husum 2004
Letzte Aktualisierung: Juli 2021; © H.Daube